Petra Schweifer und Stefan Glettler – Das ist der Schatz

-

Petra Schweifer und Stefan Glettler –

Das ist der Schatz   

Malerei, Zeichnung, Objekt

 

Zugleich leerte sie nach und nach seine Taschen und warf den Inhalt auf den Boden: ein Taschentuch voller Tintenflecke, ein paar Zündschnüre, rautenförmige Brustbonbons, die mit wolligen Flocken zusammenklebten. Dann öffnete sie eine Schublade und tat das übrige hinein: eine kleine Hand aus Elfenbein, eine Achatkugel, die Schutzhülle eines Füllhalters.

Das war der Schatz.

aus: Jean Cocteau, Kinder der Nacht, 1929

 

Für Petra Schweifer und Stefan Glettler ist das Malen ein Vorgang, der Sorgfalt wie Ausgiebigkeit gleichermaßen erfordert. Er beginnt damit, dass die Augen aufsammeln und Eindrücke sich in den Taschen anhäufen dürfen. Ob Anziehendes oder Widerspenstiges, Zartes oder Ekliges, Verständliches oder Diffuses – aufgehoben wird all dies im Gedächtnis, im Traum, in der Zeichnung. Diese Ansammlung von Welt muss nun wortwörtlich verarbeitet, muss mit den Mitteln der Malerei untersucht, gedreht, gewendet, ausformuliert, zerlegt, kondensiert, herangezoomt oder ausgestülpt werden. Der inten-sive Malprozess fordert das Aufbrauchen des Materials, er drängt auf Formgebungen und gerät doch manchmal zaghaft.      

Filigranes und Brachiales, Grobes und Feines, Zärtliches und Grausames kann manchmal so nah beieinander liegen, dass es sich kaum noch voneinander unterscheiden lässt. Wie wenn ein Jägerzaun drei Tulpen schützt. Wie wenn die liebe Oma kräftig rülpst. Wie wenn ein kleiner Vogel einen fetten Wurm aufspießt. Wie wenn Lou Reed singt. Wie wenn die Fleischer Häubchen tragen. Wie wenn eine große Pranke mit feinen Füßen tanzt.

Clara Wörsdörfer und Christoph Wirges

 




Zurück