Gundula Schulze Eldowy – Berlin. In einer Hundenacht

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Berlin. In einer Hundenacht. – Photographien 1977-1987

Das Besondere an den Aufnahmen Gundula Schulze Eldowys ist neben ihrer poetischen Dichte der Zeitpunkt. Sie entstanden nämlich in den 70er – 80er Jahren, kurz vor dem Mauerfall. Es erstaunt zu sehen, wie lange der Krieg anhielt. Wie schnell nach der Wiedervereinigung auch das Berliner Milieu verschwand, jene Mischung aus Subkultur und Arbeiterleben, die die Vitalität und Lebendigkeit der Stadt ausmacht. Es sind Bilder von Verrat, Neid, Wahnsinn, Tod und Verzweiflung. So sind es nicht nur die Kriegswunden, die einem auf den Photos entgegentreten. Es ist die ganze Lebensart der Vergangenheit. Sofort wird klar, was seit der Wende verloren gegangen ist: Sinnlichkeit, Nähe, Vitalität, Direktheit, Witz, Gelassenheit, Lebenslust. Hinter brüchigen Fassaden findet die Photographin eine Lebenskraft, die zwischen Poesie und Improvisation hin und her schwankt. Keine wohlerzogenen Gesten, keine Sterilität, kein Standard. Deutscher Ordnungssinn hält hier nichts unter Kontrolle. Jeder macht, was er will. Auch die Photographin. Sie nutzt die Freiräume und zieht von 1977 bis 1987 täglich durch die Straßen. Sie trifft Menschen, die von der Vergangenheit geprägt sind und ihr eine Menge zu erzählen haben. Sie photographiert, aber sie schreibt auch auf. Geschichten, wie „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“, geben die Sicht von innen wieder. Die Photographin ist keine Beobachterin, sie steht mitten im Geschehen. Das spürt der Leser und Betrachter sofort. Die Bilder von „Berlin. In einer Hundenacht“ ergreifen, berühren. Es ist die Intensität, die diesen Photos ihren besonderen Charakter verleiht, sie weit über einen dokumentarischen Anspruch hinaus erhebt. Bilder, die durch und durch gehen und die man nicht vergißt.





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