Bruno Raetsch – Ich mit mir selbst und andere Dinge II

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Ich mit mir selbst und andere Dinge II

Bruno Raetsch beim Kunstverein Eislingen

 

„Bilder wachsen um mich herum./ Kompositionen verändern sich von einem zum anderen Tag./ Arbeiten werden verschoben, neu kombiniert oder weggeschmissen./ Das sind meine, an mir selbst, an meinen Stellvertretern/ vorgenommenen Korrekturen.“ So beginnt eine Darstellung seiner Arbeit durch den Künstler selbst, der das Ausstellungsprogramm 2016 des Eislinger Kunstvereins eröffnen wird. Bruno Raetsch kennt die Räume seit seiner Beteiligung an der 6. biennale der zeichnung 2014, nun kann er sie alleine nutzen und gestalten: Wieder wird die Galerie in der Alten Post eine ganz eigene Atmosphäre erhalten. Bruno Raetsch fährt fort: „Zorn und Harmoniesucht lassen sich gut in Holz oder Papier verpressen“ und betont, dass er die Themen seiner Werke nicht in der Ferne sucht: „Das sind die unablässig weiter wachsenden Landschaften meiner Kindheit./ Für die muss ich nicht weit reisen./ Ich hab sie immer bei mir.“

 

Der Kunsthistoriker und Kritiker Maurizio Vanni charakterisiert Raetschs künstlerische Motivation so: „Als Zeuge der eigenen Zeit hat er ein Ausdrucksmittel gewählt, das ihm erlaubt kämpferisch zu sein, mit der Kunst den eigenen historisch-existentiellen Moment zu leben … Der Ansatz ist immer etwas schmerzhaft und oft aggressiv: Er erobert die Materie, ohne ihr ihre charakteristischen Eigenheiten zu nehmen … In ihm ist der expressionistische Versuch, sich von der Schwere des Holzes zu befreien, und zwar durch immer rauere Oberflächen, Schnitte, Löcher, Einkerbungen, Kratzer und manchmal einen pechschwarzen Strich, der Physiognomien hervortreten lässt, entschlossen und provisorisch zugleich, die seinen Gestalten in eine mystische Innerlichkeit verleihen.“
 
Bruno Raetsch wurde 1962 in Neuß geboren und wuchs in Potsdam auf. 1988 bis 1995 studierte er Bildhauerei an der Kunsthochschule Halle/ Burg Giebichenstein, zwischen 2002 und 2006 war er Leiter der Fachklasse für (Holz-)Bildhauerei am Fachbereich Angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau und hat seit 2009 eine Professur für Bildhauerei an der Kunsthochschule Halle/ Burg Giebichenstein. Er lebt und arbeitet in Dresden. Er wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet, u. a. mit Arbeitsstipendien des Landes Sachsen-Anhalt und der Stiftung Kulturfonds Berlin, dem Preis der Deutschen Telekom Sachsen-Anhalt und dem Gustav-Weidanz-Preis.





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